LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE DES TEAM WEIMARER INGENIEURE,


dass Reisen nach Hannover für uns etwas Besonderes sind, ist jedem aufmerksamen Beobachter des Teams wohl bekannt. Die Liste erfolgreicher Rennen am Maschsee ist lang, denn in den vergangenen Jahren gab es dort immer etwas zu Feiern. Schaut man allein drei Jahre zurück, lässt sich die Entwicklung unseres Teams wunderbar anhand der dortigen Ergebnisse wiederspiegeln. 

2021


Vor drei Jahren muss das Schwimmen aufgrund der schlechten Wasserqualität weichen, was unseren traditionell laufstarken Jungs bei einem Duathlon entgegenkam. Mit einer dominanten Leistung gelang nicht nur der Tagessieg, sondern auch die Meisterschaft in der 2. Bundesliga-Nord. Unsere erste Mannschaft steigt, bedingt durch die Corona-Krise über den Umweg Relegation, zum zweiten Mal ins Oberhaus auf. Damit ist auch der Weg für die frisch gegründete zweite Mannschaft in die 2. Liga frei, welche Meister in der Regionalliga Ost wird.

2022


Ein Jahr darauf sieht es alles andere nach einem erfolgreichen Wochenende aus. Auf einem Abstiegsplatz stehend, fehlen ganze sechs Punkte zum rettenden Ufer. Die realistische Chance, das betreffende Team Nikar Heidelberg so deutlich zu distanzieren, ist schwindend gering. Der Rest ist Geschichte: Dank eines vierten Platzes gelingt tatsächlich der Klassenerhalt und wir feiern das Wunder von Hannover. Brisant war damals besonders, dass bei einem Abstieg auch das zweite Team wieder den Gang in die Regionalliga hätte antreten müssen. Dazu kam es glücklicherweise nicht und die erfolgreiche Entwicklung des Teams konnte in 1. und 2. Liga fortgeführt werden. 

2023


Im vergangenen Jahr zeigte das Team seine beste Saison aller Zeiten und konnte die Fahrt nach Hannover ganz ohne Abstiegssorgen antreten. Die hervorragende Ausgangsposition ermöglichte unserem langjährigen Athleten Henry Beck sogar seinen so lang ersehnten Einsatz in der 1. Bundesliga für das Team Weimarer Ingenieure, welchen er sich nach zahlreichen Verletzungen und Comebacks so sehr gewünscht hatte. Emotional wurde es daher auch völlig unabhängig vom Ergebnis, doch als klar wurde, dass es wieder zum 4. Platz reichen würde, brach erneut grenzenloser Jubel im Zielbereich aus! Am Ende landete das Team auf Platz 9 der Abschlusstabelle und verbesserte sich deutlich im Vergleich zum Vorjahr. 

Die diesjährige Fahrt nach Niedersachsen rief ein bis dato ungewöhnliches Gefühl hervor: Wie will man die Erlebnisse eigentlich noch toppen, beziehungsweise ist das überhaupt noch möglich? Auch die Ausgangslage verspricht nicht wirklich viel. Zwar ist der Klassenerhalt nach dem 9. Platz in Dresden noch nicht ganz in trockenen Tüchern, aber für einen Abstieg bräuchte es ein unwahrscheinlich großes Fiasko. Geht es also nur noch um die Goldene Ananas? Mitnichten! 

Allein das eigens Erreichte von 2022 sollte Warnung genug sein, es nicht zu locker angehen zu lassen. Darüber hinaus wird im gleichen Rennen auch der Deutsche Meister der Elite auf der Sprintdistanz gesucht. Eine großartige Möglichkeit für jeden Einzelnen sich dieses Jahr noch einmal im großen Rampenlicht zu zeigen. Eine Chance die Leon Fischer verwehrt blieb. Da Leon nicht zur fünfköpfigen Startaufstellung des Teams gehörte, lag seine berechtigte Hoffnung darin, wie im vergangenen Jahr in Düsseldorf, über ein Zusatzkontingent die Startberechtigung zu erhalten. Er verschob extra seinen Rückflug in die USA zu seinem Studium, um in Hannover anwesend zu sein. Aufgrund verschiedener Regularien blieb ihm kurz vor dem Rennwochenende der Start verwehrt. Zu viele Athleten mit einem höheren Ranking hatten sich beworben. Ärgerlich, aber zumindest verständlich erscheint die Regelung, dass andere Teams ausländische Starter in der Bundesliga aufbieten können und deren deutsche Teamkollegen die Zusatzkontingente in Anspruch nehmen. Dass am Ende aber die Hälfte dieser Athleten nicht am Start stehen und kein Nachrücken möglich ist, kommt einer Farce gleich. Unsere Starter mussten allein für Leon alles geben, der alles für einen Start gegeben hätte. Die Marschroute für das finale Rennen war also gegeben: Ohne negative Gedanken, im Gegenteil, mit viel positiver Energie das bestmögliche Ergebnis für das Team, sich selbst und Leon herausholen! 

Pünktlich um 13:30 Uhr erfolgte der Start am Südufer des Maschsee. Beim Schwimmen zeigten sich zunächst wieder die bekannten Schwierigkeiten, welche sich auf dem hohen Niveau durch die gesamte Saison zogen. Eine Entwicklung zum Positiven war im Vergleich zum Auftakt im Kraichgau jedoch stets sichtbar. Besonders Richard Feuer zeigte diesmal eine deutliche Steigerung und stieg zusammen mit Alexander Kull, sowie Philipp Mack aufs Rad. Gemeinsam landeten die drei in der ersten großen Verfolgergruppe um Olympiasieger Tim Hellwig, welche eine kleine sechsköpfige Spitzengruppe um weitere hochrangige Athleten ziehen lassen musste. Theo Sonnenberg als auch John Heiland verpassten den Anschluss knapp und schonten ihre Kräfte im Windschatten der zweiten Verfolgergruppe. Da es beim Radfahren kaum zu großartigen Entwicklungen kam, steuerte der Wettkampf steil auf eine Laufentscheidung zu.

Eine Entscheidung, die uns bekanntlich liegt. Alexander Kull setzte sich wie gewohnt sehr weit vorne fest und gab alles für ein Top 10-Ergebnis bei der Deutschen Meisterschaft. Richard Feuer ließ ihn nicht mehr aus den Augen, blieb ihm dicht auf den Fersen und zeigte das wohl erfolgreichste Rennen seiner Karriere. Gemeinsam liefen die beiden auf Platz 12 , sowie 13 der internationalen Bundesliga-Wertung ins Ziel und legten den Grundstein für ein starkes Ergebnis. 

Theo Sonnenberg startete einmal mehr seine Aufholjagd und holte mit der siebtbesten Laufzeit noch einige Starter ein. Am Ende landete er als 28. noch kurz vor Philipp Mack (32.), der wiederum einen großen Kampf zeigte und seine Position im Feld wacker hielt. John Heiland sicherte das Ergebnis ab und konnte als 56. noch einigen Konkurrenten ein paar Platzziffern entreißen, was sich später als unglaublich wertvoll erwies. Mit der Platzziffer von 85 für das Team wurde schnell klar, dass uns ein erneut richtig starkes Rennen in Hannover gelang. Das große Rechnen begann im Zielbereich, für welches Ergebnis hat es gereicht? 

Während Trainer Tom Eismann gemeinsam mit den ingWE-Ultras noch fleißig die Platzziffern der anderen Teams addierte, flatterte eine Nachricht von Teammanager Folker Schwesinger, welcher sich im Urlaub befand, auf den Kanälen des Teams herein. Er hatte schon alles errechnet und kam auf ein Ergebnis, welches uns ungläubig zurück ließ. Platz 3, mit der gleichen Platzziffer wie Darmstadt oder Platz 4, weil in so einem Fall der beste Einzelstarter entscheidet, was bei Darmstadt der Zweitplatzierte Henry Graf war? Die Botschaft verteilte sich wie ein Lauffeuer und die dazugehörigen Fragezeichen in den Köpfen aller Weimarer auch. So genau kannten wir die Sportordnung der DTU dann auch nicht. Als Moderator Hartwig Thöne dann jedoch das Kuriosum und zwei dritte Plätze verkündete, brach fast fassungsloser Jubel aus! Im selben Moment wurde das Team Weimarer Ingenieure erstmals in der Vereinsgeschichte bei einer Siegerehrung der 1. Bundesliga aufs Treppchen gerufen. An exakt selber Stelle, wo wir all die eingangs erwähnten Erfolge erzielten. Kneif mich mal einer, gibt’s das denn überhaupt? Unsere Jungs steigen tatsächlich auf das Treppchen mit der großen Drei! Und an dieser Stelle sagen Bilder einfach mehr als tausend Worte… 

01 / 08

Was für ein unglaubliches Rennen! Allen voran Alexander Kull und Richard Feuer, die beide in den Top 10 bei der Deutschen Meisterschaft landeten. Aber auch Theo Sonnenberg zeigte mal wieder eine starke Aufholjagd beim Laufen und Philipp Mack, der jedes Erstligarennen diese Saison bestritt, sorgte mit seiner Leistung für das starke Teamergebnis. Und dann ist da noch die Geschichte von John Heiland. Auf Position fünf liegend und mit der Gewissheit, dass er nicht in die Wertung des Teams kommt, ereilen ihn auf der letzten Laufrunde starke Beschwerden aufgrund von Seitenstechen. Er gibt sich nicht auf und kämpft um jede einzelne Platzierung, überholt im Zielkanal sogar noch einen Starter aus Bonn. Am Ende ermöglicht er damit erst das Podium, da der vierte Darmstädter noch hinter ihm liegt und somit eine Platzziffer mehr hat. Was für eine Leistung! In der Tabelle rückt das Team auf Platz 10 vor und krönt nach dem missglückten Saisonstart damit eine fulminante Aufholjagd.


Sortieren wir noch mal alles. Hier sind die Ergebnisse unserer Jungs im Überblick: 


Alexander Kull

BULI 12. DM 9.


Richard Feuer

BULI 13. DM 10. U23 5. 


Theo Sonnenberg

BULI 28. DM 22. U23 13. 


Philip Mack

BULI 32. DM 26. U23 16. 


John Heiland

BULI 56. DM 44. 

Normalerweise endet dieser Bericht an dieser Stelle nun. Die meisten Teams sind bereits auf der Heimreise, auf dem Rückweg in ihr Teamhotel oder zum Feiern ihrer Titel abgerückt. Nicht so die Jungs aus Weimar! Da ist noch einer, der während des ganzen Trubels, gar nichts vom großen Ergebnis seiner Mannschaft mitbekommen hat. Leon Fischer! Er entschied sich dafür, kurz nach dem Zieleinlauf der Bundesliga, wo er noch lautstark anfeuerte, am Wettkampf über die Olympische Distanz teilzunehmen. Während seine Teamkollegen den Pokal für den dritten Platz entgegennehmen, befindet sich Leon in Führung liegend schon im Wasser. Und so wie Leon das Team bedingungslos unterstütze, so unterstützt nun das Team Leon bei seinem einsamen Rennen an der Spitze des Feldes. Es ist, von außen betrachtet, oft schwierig zu beurteilen, ob ein Team wirklich ein richtiges Team ist oder nur das Zusammenwürfeln vieler Einzelkönner. Aber in dem Moment, wo zweieinhalb Stunden nach dem eigenen Zieleinlauf, alle Starter beim Zieleinlauf ihres Teamkollegen und Freundes nicht nur anwesend sind, sondern auch lautstark mitfiebern, da sollte jedem klar sein, welche Leidenschaft und Werte dieses Team in sich trägt. Leon gewinnt das Rennen und beweist, welch positive Energie er stets verkörpert, auch wenn es genügend Grund zum Aufregen gäbe. Die Emotionen die er zuvor verpasste, kann er im Zielbereich dann nachholen, als ihm vom überragenden Erfolg seiner Teamkollegen berichtet wird. Was für ein Tag!