LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE DES TEAM WEIMARER INGENIEURE,


unsere Jungs haben sich in einem packenden Bundesligarennen zurückgemeldet und den Fluch von Tübingen nun endgültig ad acta gelegt. Dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung, bei der Alexander Kull hervorstach, verlässt unser Team die Abstiegsränge und beweist sich selbst, was es im Stande ist zu leisten. Ein überzeugendes Wochenende, welches unglaublich viel Lust auf die kommenden Aufgaben macht, steht in den Büchern. In dieser Ausgabe möchten wir Euch mitnehmen und zeigen, wie genau so ein Rennwochenende beim Team Weimarer Ingenieure abläuft, dass zu einer Stunde Wettkampf viel mehr dazugehört, als nur eine Stunde Wettkampf und warum Triathlon ein so sehenswerter Sport ist. Unser Rennbericht einmal anders...

Samstag, 20.07.2024


08:30 UHR

Das Team mit allen Sportlern, Verantwortlichen und Betreuern trifft sich in Weimar zur Abfahrt Richtung Tübingen. Die zwei Kleinbusse wurden bereits am Vortag abgeholt und werden nun mit Rennrädern, Taschen, Wasser und kleiner Verpflegung gefüllt. Rund 15 Minuten später setzt sich der Tross in Bewegung und begibt sich auf die vierstündige Fahrt nach Tübingen. Die Fahrt ist geprägt von vielen Gesprächen, denn abgesehen von den Athleten, sieht man sich teilweise nur an den Rennwochenenden. Die aktuellen News müssen also ausgetauscht werden. Wird es doch einmal still, dann läuft da immer noch Musik. Auf der Hinfahrt meist motivierend. Zumindest, wenn Teammanager Aljoscha Willgosch für die Playlist verantwortlich ist. Oder es läuft ein Podcast, wie beispielsweise "Aloha Kalle", wo unter anderem Alexander Kull eine prägende Rolle eingenommen hat und regelmäßig über seine Aktivitäten als Triathlet spricht. Die Fahrt verläuft überraschend entspannt, selbst der eingeplante Stau im Großraum Stuttgart blieb aus.


13:00 UHR

Pünktlich treffen wir in Tübingen ein. Der Check-In in unserem Hotel ist noch nicht möglich. Die Wartezeit wird effektiv genutzt und unsere Jungs beginnen ihre Vorbelastung als auch den Streckencheck. Bei sehr heißen Temperaturen um die 30 Grad Celsius werden zunächst die Bedingungen im Neckar getestet. Wer selber regelmäßig im Freiwasser schwimmen geht weiß, wie wichtig es ist, ein Wassergefühl zu bekommen. Gerade in einem fließenden Gewässer ist es von großer Bedeutung, die Strömungen richtig einschätzen zu können. Zudem können die Muskeln nach einer langen Autofahrt etwas gelockert werden.


14:30 UHR

Im Anschluss geht es in die Tübinger Innenstadt, wo das Wettkampfgelände, bei zwei Kugeln Eis, erstmals unter die Lupe genommen wird. Während der normale Straßenverkehr noch läuft, lässt es sich zwar schwer vorstellen, dass in 24 Stunden an selber Stelle ein Triathlon stattfindet, die Gegebenheiten können aber dennoch schon einmal genauer besichtigt werden. Die Anspannung und Vorfreude auf das Rennen werden durch die zentrale Lage in der Stadt begünstigt. Wir stellen wieder einstimmig fest, dass Tübingen eine sehr schöne Stadt ist und einiges zu bieten hat. Auf der bekannten Eberhardsbrücke beginnen nun bereits die ersten Helferinnen und Helfer mit dem Aufbau der Wechselzone.


15:30 UHR

Der Check-In im zentral gelegenen Hotel ist erfolgt. Dank der Entfernung zum Racevenue von gerade einmal 200 Meter, haben wir dieses Wochenende kurze Wege. Das erleichtert die weiteren Tagesordnungspunkte um Einiges. Während Teamleiter Folker Schwesinger bereits bei der gleichnamigen Teamleitersitzung anwesend ist, wo letzte Fragen zum Rennen geklärt werden, bereiten sich unsere Jungs weiter auf ihren Wettkampf vor. Die Radstrecke ist ihr nächstes Ziel und wird genauestens begutachtet. Wie stark sind die Steigungen, wo liegen die Wendepunkte und welche Gefahrenstellen gibt es? Für ein optimales Rennen wird nichts dem Zufall überlassen. In der Zwischenzeit können die ingWE-Ultras zwar schon etwas die Beine hochlegen, sind aber nicht weniger fleißig. Das beliebte Aufstellungsvideo muss noch geschnitten und bei Instagram hochgeladen werden.


18:45 UHR

Nach dem auch die dritte Disziplin, das Laufen, vorbereitet wurde und unsere Jungs sich im Hotel kurz frisch gemacht haben, geht es zurück zur Eberhardsbrücke, wo das gemeinsame Abendessen ansteht. Traditionell geht es am Abend vor dem Wettkampf zum Italiener. Die Speicher werden gefüllt und das Team wird in einer kurzen Ansprache auf den kommenden Tag eingestimmt. Insgesamt macht sich neben der Stimmung, dass man mit guten Freunden essen geht, so langsam auch die erste Anspannung breit. Der Fokus liegt auf dem nächsten Tag und die vielen verschiedenen Abläufe werden Stück für Stück im Kopf noch einmal durchgegangen, bevor ein bereits aufwendiger Tag sein Ende findet.

SONNTAG, 21.07.2024


08:30 UHR

Der Wecker klingelt verhältnismäßig spät, die Erkenntnis bleibt gleich: Es ist Raceday! Das gesamte Team steht unter Spannung, die einen sind etwas nervöser, die anderen etwas entspannter. Gemeinsam wird im Hotel ausgiebig gefrühstückt, bevor die interne Wettkampfbesprechung ansteht. Dort werden die letzten wichtigen organisatorischen und taktischen Einzelheiten gemeinsam besprochen und diskutiert. Fehler, die im vergangen Jahr an selber Stelle gemacht wurden, sollen dieses mal nicht wieder passieren. Wir erinnern uns: In einer Kurve überfuhr Alexander Kull die Mittellinie, was zu einer Zeitstrafe führte. Diese übersah er an der Penalty Box auf der hektischen und von Zuschauern gesäumten Laufstrecke. Letztlich führte der Fehler zu einer Disqualifikation. Die Erfahrungen werden an alle Beteiligten weitergegeben. Der Rennplan und das Ziel für den Tag sind klar kommuniziert. Aus einer schwierigen Startposition heraus, muss ein gutes Schwimmen gelingen, um in einer vorderen Radgruppe zu landen und die Stärken beim Laufen voll ausspielen zu können. Die Abstiegszone soll mit einem guten Tagesergebnis verlassen werden. Nun muss nur noch das Material vorbereitet werden.


11:30 UHR

Der Start des Wettkampfs liegt noch knapp vier Stunden entfernt. Um ausreichend gegessen zu haben, ohne mit einem vollen Magen an der Startlinie zu stehen, gibt es ein zeitiges Mittagessen. Die Anspannung zeigt sich immer deutlicher, denn das Essen fällt schwerer und dauert länger. Ein durchaus gutes Zeichen, denn die Bedeutung des Rennens wurde mehr als verinnerlicht. Im Anschluss geht es zurück ins Hotel, wo die bereits aus dem Hotel ausgecheckten Wettkampfsachen in den Fahrzeugen auf ihren Einsatz warten. In der Zwischenzeit begutachten die ingWE-Ultras ein weiteres Mal die Wettkampfstrecke. Wo finden sich die besten Punkte zum Anfeuern und Fotografieren? Gibt es weitere Besonderheiten, die am Vortag noch nicht ersichtlich waren? Die letzten Informationen und Hinweise werden weiter gegeben.


13:05 UHR

Unser Team trifft pünktlich zum Check-In auf der Eberhardsbrücke ein. Die Kampfrichterinnen und Kampfrichter nehmen das Material kurz unter die Lupe. Im Anschluss werden die Plätze in der Wechselzone vorbereitet, was bei dem Niveau der 1. Bundesliga zur Routine wird und trotzdem stets konzentriert ausgeführt werden muss. Der richtige Gang beim Rennrad muss eingestellt sein, um beim Aufstieg optimal beschleunigen zu können. Die Radschuhe werden bereits an den Pedalen befestigt und erst während der Fahrt angezogen. Der Helm wird bereitgelegt und auch die Laufschuhe werden so präpariert, dass entscheidende Sekunden gespart werden können. Nicht ohne Grund wird die 1. Bundesliga auch die Formel 1 des Triathlonsports genannt.


14:00 UHR

Das Frauenrennen läuft bereits und unsere Athleten gehen in die letzte Phase vor ihrem Rennen. Jeder ist heute für sich allein verantwortlich, da das Format einen Massenstart vorsieht. Im Ziel werden die Platzziffern der einzelnen Athleten addiert, was dann zu einem Teamergebnis führt. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten beim Schwimmstart und auf der kurzen Radrunde, gehen nur vier Athleten an den Start, von denen drei in die Wertung kommen. Für Weimar wollen das heute Alexander Kull, Philipp Mack, Richard Feuer und Theo Sonnenberg schaffen. Die Betriebstemperatur wird beim Einschwimmen und -laufen Stück für Stück hergestellt. Die Anspannung erreicht den Höhepunkt und die Sportler sind auf dem Weg in einen sehr fokussierten Tunnel, bei dem sie alle Nebenschauplätze ignorieren. Einzig und allein die letzte Ansprache und Motivation der Teamleitung hat jetzt noch eine Bedeutung.


15:00 UHR

Der Start des Rennens wurde kurzfristig um wenige Minuten nach vorne verschoben, da für den Großraum Tübingen ab 16:00 Uhr starke Gewitter durch den Deutschen Wetterdienst vorausgesagt wurden. Die Moderatoren beginnen mit dem Line-Up und der Vorstellung der Mannschaften. Das Wettkampfgelände ist bereits mit unglaublich vielen Zuschauern gefüllt. Bedingt durch die aktuelle Position in der Tabelle, wird unser Team leider ganz am Ende aufgerufen. Das ändert nichts daran, dass sich beim Hören der vertrauten Namen eine Gänsehaut am ganzen Körper breit macht. Wer einen Eindruck von der Stimmung bekommen möchte, kann sich das Ganze im Re-Livestream ab 01:36:00 anschauen. Zur Vorstellung gehört mittlerweile auch die Frage: "Wo ist die schönste Triathlon-Fahne Deutschlands?" Hier ist sie, um unseren Jungs den allerletzten Push zu geben!


15:10 UHR

Der Startschuss ist erfolgt, die 16 Teams kämpfen auf der 750 Meter langen Schwimmstrecke um jede Position. Unser Team befindet sich zu diesem Zeitpunkt am äußersten Rand auf der in Schwimmrichtung rechten Seite und versucht an den Füßen der schnellen Schwimmer des Hylo Team Saar dranzubleiben. Für Team Saar ist u.a. auch Johannes Vogel am Start, der für die Olympischen Spiele von Paris als Ersatzstarter der Deutschen Mannschaft nominiert wurde. Das Schwimmen gelingt unseren Athleten deutlich besser als im Kraichgau, dennoch bleibt sichtbar, dass die erste Disziplin für die meisten Sorgen im Team sorgt. Alex und Philipp verlassen das Wasser in der Mitte des Feldes, Theo und Richard steigen die Stufen zur Wechselzone im letzten Drittel hinauf. Am Wechselplatz passiert dann der erste Fauxpas des Tages. Die Schwimmbrille von Alex liegt neben statt in der Box. Er handelt sich eine Zeitstrafe von 10 Sekunden ein und muss, wie im vergangen Jahr, die Penalty Box beim Laufen selbstständig aufsuchen. Die Räder werden nun bis zum Ende der Wechselzone geschoben, wo an einer deutlich sichtbaren Linie der Aufstieg erfolgt.


15:20 UHR

Die Radstrecke beginnt mit einem kurzen, aber intensiven Anstieg. Jetzt gilt es an die Hinterräder der Vorderleute heranzukommen, um möglichst viel Kraft im Windschatten sparen zu können. All unsere Sportler landen zügig in einer Radgruppe. Alex und Philipp befinden sich zunächst in der zweiten großen Radgruppe, welche bereits auf der ersten von fünf Radrunden zur Spitzengruppe aufschließt. Somit können sie auf der 20 Kilometer langen Radstrecke wichtige Körner sparen und befinden sich in einer optimalen Ausgangssituation für das Laufen. Theo und Richard müssen etwas mehr Arbeit leisten, befinden sich aber ebenso in einer großen Gruppe. Sie haben einen Abstand von rund einer Minute zur Spitze und kämpfen gemeinsam, um den Anschluss zu wahren. Da das Starterfeld zwischen zwei Wendepunkten pendelt, haben alle Beteiligten einen guten Überblick zur gesamten Rennsituation. Besondere Konzentration ist vor allem an den Wenden gefordert, damit nach den scharfen Antritten der Anschluss nicht verloren geht. Zum Ende des Radfahrens beginnt dann der große Kampf um die vordersten Plätze innerhalb der Radgruppe. Jeder möchte so weit wie möglich vorne vom Rad steigen, damit man einem möglichen Chaos im Wechselgarten aus dem Weg geht und eine optimale Ausgangsposition für das Laufen erreicht.


15:45 UHR

Alex gelingt dies eindrucksvoll und er verlässt die Wechselzone an fünfter Position liegend. In der Hoffnung, dass seine Achillessehne keine Probleme bereitet, ist für ihn ein absolutes Top-Ergebnis möglich. Die fünf Kilometer lange Laufstrecke, welche auf zwei Runden aufgeteilt ist, führt mitten durch die Innenstadt. Der Kampf um jede einzelne Platzierung wird durch die lautstarken Anfeuerungen der Zuschauer unterstützt. Auch Philipp, Theo und Richard befinden sich in guten Positionen und können ihre Stärke beim Laufen nun unter Beweis stellen. Ein insgesamt sehr gutes Gefühl macht sich im Weimarer Lager breit, wenn da nicht die Zeitstrafe für Alex wäre. Nach der ersten Laufrunde wählt er den Weg in die Penalty Box und muss 10 Sekunden verstreichen lassen. Wie lang können bitte 10 Sekunden sein?


16:00 UHR

Nichtsdestotrotz liefert Alex ein sehr starkes Rennen ab und landet im Ziel auf dem 12. Platz. Ebenso holen die Verfolger alles aus sich heraus. Philipp muss seine gute Position nach dem Radfahren zwar hart verteidigen, verbessert sich im Vergleich zum ersten Rennen aber auf Rang 30. Theo legt mit der neuntbesten Laufzeit des gesamten Feldes eine fulminante Aufholjagd hin und läuft knapp hinter Philipp als 32. ins Ziel ein. Richard folgt wiederum knapp dahinter und zeigt mit Platz 38, wie geschlossen sich unser Team in Tübingen präsentiert hat. In der Endabrechnung heißt es Platz 10 für das Team, welches damit wichtige Punkte im Abstiegskampf sammelte. Der Sprung aus der Abstiegszone ist, wie eingangs erwähnt, nicht nur geglückt, sondern auch der Glaube an die eigenen Stärken ist hergestellt. Ein rundum gelungenes Rennen, welches aufzeigte, was möglich ist, wenn unsere Jungs weit vorne vom Rad steigen. In jedem Fall lässt sich behaupten, dass dieses Team absolut in die 1. Bundesliga gehört. Chapeau Jungs!


16:20 UHR

Völlig erschöpft heißt es im Ziel: Viel Trinken! Besonders die heißen und schwülen Bedingungen haben das Rennen zusätzlich erschwert. Unsere Jungs sind sichtlich gezeichnet vom Rennen und tauschen die ersten Berichte untereinander aus. Die Auswertung hat bereits wenige Minuten nach dem Zieleinlauf begonnen. Allen wird schnell klar, dass das ein gutes Rennen war und trotzdem noch mehr möglich gewesen wäre. Die Platzziffer von 74 reicht normalerweise für eine einstellige Platzierung. Der Blick auf die Ergebnisliste bestätigt, der Abstand nach vorn war denkbar knapp. Die Erkenntnisse werden mitgenommen, denn in Dresden und Hannover warten zwei weitere Möglichkeiten, das Können unter Beweis zu stellen. Die Motivation dafür wurde wieder einmal selbst geschaffen.


17:00 UHR

Die ersten Telefonate mit der Presse werden geführt und die Ergebnisse werden veröffentlicht. Währenddessen checken die Athleten ihre Räder aus und ziehen sich um. Das angekündigte Gewitter bleibt zwar aus, dennoch ziehen riesige dunkle Wolken auf. Die zwei Kleinbusse werden in der Tiefgarage des Hotels erneut beladen. Im Anschluss geht es noch gemeinsam zum Essen und nach den anstrengenden Strapazen des Tages, darf es dann gerne auch mal ein Burger sein. Das haben sich die Jungs mehr als verdient. Unser Fotograf Tom Gorges sichtet zu diesem Zeitpunkt bereits die ersten Bilder, um sie frühzeitig der Presse zur Verfügung stellen zu können.


22:30 Uhr

Die vierstündige Rückfahrt ist beendet und unser Tross landet wieder in Weimar. Ein anstrengendes, aber mehr als lohnenswertes Wochenende ist geschafft. Zeit für den Abschied, denn nun geht es in die verschiedensten Richtungen. Einige müssen schon am nächsten Morgen zurück zur Arbeit. Eines lässt sich abschließend immer wieder feststellen: Ein solches Wochenende fühlt sich an, wie ein Ausflug mit der Familie! Danke, dass wir wieder dabei sein durften.